Tag 8: Lungden Walk
Samstag, 3. Mai 2025Der Morgen brach an nach einer Nacht, die den Schlaf nur unwillig gewährt hatte – unruhig, zerrissen und von flachen Träumen durchzogen. Und doch: als ich die Augen öffnete, empfing mich der ungetrübte Sonnenschein wie eine milde Verheißung. Das Frühstück – tibetanisches Brot, diesmal garniert mit Omelette und einer Spur Käse – bot zwar nicht eben üppige Mengen, doch war der Appetit, wie so oft in dieser Höhe, ein unsteter Gast, und nicht alles wollte den Weg in den Magen finden.


Draußen ließ ich die Sonne auf mich niedergehen und beobachtete mit einer Mischung aus Staunen und stiller Heiterkeit, wie die Einheimischen ihre Wasser-Kochkünste mittels eines schlichten Parabolspiegels verrichteten – ein Spiegel, der in dieser kargen Welt fast wie ein Zauberapparat wirkte.

Heute war kein großer Marsch vorgesehen, vielmehr ein Tag der Akklimatisation. Ein „kleiner Spaziergang“, so hieß es – und doch war dieser Spaziergang, der uns von 4.370 Metern auf etwa 4.750 Meter führte, alles andere als ein Leichtes.

Der Weg selbst, steil, doch technisch von keiner Raffinesse, war nicht die Hürde – es war die Höhe, die ihre unerbittliche Hand auf die Brust legte. Ich ging in einem Tempo, das kaum mehr als einen Kilometer pro Stunde erreichte, und hielt oft inne, den Atem wiederzufinden.

Die Erinnerung an den Mount Meru war mir ein stiller Lehrmeister: ich wusste, was zu tun war, wann zu verweilen, wann dem pochenden Puls nachzugeben. Und so gelang es, wenn auch zäh, und die letzten Meter, seltsam genug, schienen mir leichter als die ersten, obwohl sie höher führten.

Die Erinnerung an den Mount Meru war mir ein stiller Lehrmeister: ich wusste, was zu tun war, wann zu verweilen, wann dem pochenden Puls nachzugeben. Und so gelang es, wenn auch zäh, und die letzten Meter, seltsam genug, schienen mir leichter als die ersten, obwohl sie höher führten.
Mein Respekt vor dem Renjo-La-Pass wuchs dabei merklich – er stand nun vor mir wie ein künftiger Prüfstein, einer jener Berge, die man nicht bezwingt, sondern denen man sich anvertraut.

Am höchsten Punkt eröffnete sich wieder dieses Schauspiel aus Fels und Ferne, ein Panorama, das in seiner Strenge schön war, wie nur große Leere schön sein kann. Wir verweilten eine halbe Stunde, ließen die Zeit vergehen wie dünne Luft zwischen den Fingern, und stiegen dann hinab. Der Abstieg – eine leichte Übung im Vergleich zum mühsamen Aufstieg.


Der Nachmittag verlor sich im Gemeinschaftsraum, dessen Fenster den Himmel groß und leer rahmten. Ich war der einzige Gast; nur Dinesh leistete mir Gesellschaft. Aus dieser Einsamkeit entsprang eine Würfelsession, eine Art kleines Ritual, das uns fortan begleiten sollte, bis zum Tag der Abreise.

Unser heutiger kleiner Sapziergang dauerte noch nicht mal eine Stunde, knappe zwei Kilometer haben wir hinter uns gebracht.
Der nächste Tag zum Renjo La Pass sollte deutlich herausfordernder werden.