Tag 7: Von Thame nach Lungen
Freitag, 2. Mai 2025Der Tag, er hob an mit unerfreulichen Botschaften, und sie kamen nicht zaghaft, sondern mit der Wucht jener Berge, in denen wir uns befanden: die Höhenkrankheit hatte Tobi nun gänzlich in ihre unerbittlichen Hände genommen. Es war nicht länger ein leichtes Unwohlsein, das man mit einer Tasse Tee und etwas Ruhe zu besänftigen vermag; nein, es war ernst, und die helfenden Ärzte, sie waren in Kathmandu – weit weg, jenseits der Täler und Schneekuppen, unerreichbar auf die Schnelle.
Nach einigen umständlichen Telefonaten, die das Herz zwischen Hoffnung und Sorge schwanken ließen, war es endlich entschieden: ein Helikopter würde ihn abholen. Eine Stunde später dröhnte der Flieger am Heli-Port, Die Verabschiedung war kurz, aber solche Momente lassen keine langen Zeremonien zu: er stieg ein, der Rotor begann zu schlagen, und mit einem Mal war er fort – fortgetragen vom Wind der Höhe.


Zurück blieben wir, Dinesh als Guide, Yanack der Porter und ich, mit einem seltsamen Gefühl der Leere. Allein weiterzugehen, wissend, dass die eigentlichen Herausforderungen erst noch vor mir lagen, hinterließ eine Mischung aus Pflichtbewusstsein und stiller Angst. Doch es war ein Tag von seltener Klarheit; die Sonne schien ohne Makel über das Tal, als wollte sie die Sorge mildern.

Der Weg führte entlang des Tales, steinig und staubig, stets leicht bergan. Die Bäume hatten sich längst zurückgezogen; nur die nackte Weite umgab uns. Und dennoch war die Präsenz des Heiligen nicht zu übersehen …

mächtige Steine und Bauten erhoben sich in der Einsamkeit, …

… Zeugen einer tiefen Religiosität, die auch hier, fernab der Städte, nicht verlorenging.

Wir starteten bei etwa 3.800 Metern, und irgendwo auf dem Weg nach Lungden überschritten wir die magische Grenze von 4.000 Metern – kurz nach zwölf Uhr, ein stiller Triumph, den nur die Berge selbst zu würdigen schienen.

Immer wieder begegneten uns Karawanen von Yaks, die Lasten transportierten,

… und an den Flussquerungen konnte man die feinen Metallarbeiten bewundern, kunstvoll und widerstandsfähig, wie die Menschen selbst.



Gegen drei Uhr nachmittags erreichten wir die „Renjo Pass Support“-Lodge. Eine einsame Duschkabine begrüßte uns.

Das kleine Paradies war ohne Strom, ohne Netz – ausgerechnet jetzt, als die Sorge um Tobi am größten war. Kein Zeichen, keine Nachricht. Die Welt schien auf halber Strecke stehengeblieben.
Heute wissen wir, dass es Tobi gut geht und dass ein zweiter Versuch fest im Lebensplan verankert ist. Heute jedoch lag nur das Wissen um die eigene Unzulänglichkeit in der Luft, gemischt mit der stillen Erhebung der Berge, die uns zugleich demütig und unerschütterlich machten.

Der Tag, an ich die 4.000er Grenze überschritten hatte, war mit 9.72 km und 630 Höhenmeter zwar groß an Zahlen, aber nicht reich an Schwierigkeiten.