Tag 3: Von Phakding nach Namche Bazar

Montag 28.. April 2025

Am Morgen, noch etwas gezeichnet von den unruhigen Stunden der Nacht, die der Körper in fremder Höhe nicht ohne Protest hinnimmt, fanden wir uns im bescheidenen Frühstücksraum ein, um bei einer dampfenden Tasse Ingwertee die Schwere des Schlafmangels zu mildern. Denn – das ahnten wir bereits – diese Schlafschwierigkeiten, sie würden uns nicht nur an diesem Tage begleiten, sondern wie ein leiser, aber stetiger Schatten die kommenden Etappen flankieren.

Mit dem Frühstück kam, gleichsam wie eine unwillkommene Beilage, die Nachricht, dass die Kosten für die Drohne, jenes technische Versprechen luftiger Aufnahmen, die schwindelerregende Höhe von über eintausend Dollar erreichen würden. Die Entscheidung fiel rasch, wenn auch nicht ohne Bedauern: Das Gerät sollte im Hotel verweilen, um uns erst auf dem Rückweg wieder zuzufallen. Wir würden, so mussten wir uns fügen, auf jene bewegten Bilder aus der Adlerperspektive verzichten – ein Verlust, der nicht unerheblich, doch im Angesicht des bevorstehenden Abenteuers verschmerzbar schien.

Das Frühstück selbst – unscheinbar, aber ausreichend – wurde beschlossen mit einem zweiten, wohligen Ingwertee, der uns wie ein letzter Anstoß in den Tag entließ.

Und so brachen wir, nunmehr von Tatendrang erfüllt, auf, wohl wissend, dass uns ein Anstieg von achthundert Höhenmetern bevorstand. Schon der erste Abschnitt nahm die Richtung ernst und führte uns, ohne Umschweife, aufwärts.

Die Wege indes blieben zunächst von jener bequemen Breite, die selbst bei stetem Steigen noch Muße lässt, den Blick schweifen zu lassen.

Wir bewegten uns weiterhin auf der Hauptstrecke, und der Wanderverkehr, der uns begegnete, war ein wogendes, buntes Treiben aus fremden Gesichtern, Stimmen und Sprachen. Im unaufhörlichen Auf und Ab folgten wir dem Dudh Koshi, dessen Wasser silbern im Tal floss, …

… während Yak- und Eselkarawanen uns entgegenkamen oder uns mit bedächtiger Selbstverständlichkeit überholten.

Nach fünf Kilometern erreichten wir den Eingang zum Sagarmatha-Nationalpark. Hier übernahm Dinesh, unser verlässlicher Führer, die Formalitäten, erwarb die Genehmigungen, zahlte, und führte uns sodann …

 

… durch ein bunt bemaltes Tor – wie ein Schwellenort, der uns in eine andere, größere Welt entließ.

Und größer wurde tatsächlich alles, als hätte ein unsichtbarer Mechanismus die Dimensionen verändert:

Die religiösen texte wurdem umfassender, größer und sendeten ihre Botschaften.

Die Brücken wurden länger und höher, ihre Drahtseile gespannt wie das Nervengeflecht eines Riesen, und der Höhepunkt dieser Überquerungen fand sich in der berühmten Hillary Bridge.

Das Bungee-Jumping war geschlossen – eine Tatsache, die uns mit einem feinen, kaum merklichen Aufatmen die Qual der Entscheidung ersparte.

Dann begann, in aller Ernsthaftigkeit, die Steigung hinauf nach Namche Bazar. Eselkarawanen begleiteten unseren Weg, Baustellen von schlichter, fast archaischer Art säumten ihn.

Schließlich, nach mühevollem Aufstieg, tat sich vor uns der erste Blick auf Namche Bazar auf.

Jenen Ort, an dem Late Pemba Doma Sherpa, die erste Frau, die den Mount Everest am 19. Mai 2000 über die Nordflanke bezwungen hatte, geehrt wird.

Kurioses fand sich aber auch hier: „The world’s highest Tattoo Studio“ pries sich ebenso an …

… wie „The world’s highest Live Music Bar“ – doch für beides hatten wir keine Augen, denn die mächtige Natur ringsum war es, die uns rief.

Hier, so wussten wir, würde sich unser Weg vom breiten Strom der üblichen Wanderer trennen, und hier würden wir auch die letzten Einkäufe tätigen können, ehe uns die Einsamkeit der Höhenpässe umfing.

Unsere Füße, die jetzt müde sein durften wie der ganze Körper jetzt auch, haben uns heute gute 9,4 km und 860m hoch bis zu diesem wunderbaren Flecken getragen.

Am Abend schließlich, als die Sonne den Tag verabschiedete, trafen wir auf Som, jenen wunderbaren Führer, der uns schon im Jahre 2018 mit sicherer Hand geleitet hatte – und das Wiedersehen war von jener stillen Freude, die das Herz für einen Moment wärmt, selbst in der frischen Kühle des Hochlands.

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