Tag 2: Flug nach Lukla, Walk nach Phakding

Sonntag 27. April 2025

Es war in der frühen, noch trägen Dunkelheit eines Morgens, als wir, in Begleitung unseres Führers Dinesh – jenes schlanken, zurückhaltenden Mannes, der uns in den kommenden Tagen mit stillem Wissen und unaufgeregter Fürsorge begleiten sollte – um fünf Uhr den Weg zum Flughafen antraten.

Das Gefährt, das uns dorthin brachte, war, wie sich schon beim ersten Blick feststellen ließ, das kleinste Taxi, in dem ich je gesessen hatte – ein winziges, beinahe putziges Vehikel, das sich doch mit stoischer Tapferkeit durch den noch schläfrigen, aber bereits vielstimmigen Verkehr bewegte.

Der Flughafen selbst erwies sich als jener geschäftige Umschlagplatz zwischen Erwartung und Aufbruch, in dem Ordnung und Chaos ein inniges Bündnis eingegangen sind.

Ohne einen kundigen Begleiter wie Dinesh, der mit knappen Gesten und sicherem Blick stets den richtigen Ansprechpartner, das rechte Schalterfenster, den entscheidenden Nebeneingang fand, wäre es in diesem Gewusel eine fast unmögliche Aufgabe gewesen, ans Ziel zu gelangen.

Gruppen aus aller Herren Länder standen Schlange; russische, chinesische, koreanische Laute mischten sich in die Luft – nur Deutsch fehlte, wie ein kleiner, heimlicher Hinweis darauf, dass wir hier ganz und gar fern von der Heimat waren. Nach zwei, vielleicht drei Stunden des Wartens – einer jener besonderen Wartezeiten, in denen die Minuten sich dehnen und das Bewusstsein zugleich von Erwartung und Müdigkeit durchzogen ist – durften wir schließlich an Bord gehen.

Der Flug dauerte kaum zwanzig Minuten und führte uns zu einem der kleinsten Flughäfen der Welt, einem Ort, der unter Bergsteigern und Wanderern einen beinahe mythischen Ruf genießt.

Dort begrüßten uns, in Bronze gegossen und doch von einer Lebendigkeit, die den Passanten unmittelbar berührt, die Gestalten von Edmund Hillary und Tenzing Norgay, den ersten Bezwingern des Mount Everest. Nach der raschen Abfertigung begann sogleich unser Weg zu Fuß.

2771 Meter über dem Meer – und doch war es kaum 48 Stunden her, dass ich mich in Frankfurt auf schlichten hundert Metern befunden hatte. Schon jetzt begann sich jene feine, schwer zu beschreibende Anstrengung breit zu machen, die nicht nur in den Muskeln, sondern im Atem selbst wohnt.

 

Bunte Fahnen Nepals wehten im Wind, und wir durchschritten das Starttor – ein Portal, das schon unzählige Wanderer vor uns und wohl ebenso viele nach uns überschreiten sollten.

Begleitet wurden wir, zu unserer leisen Verwunderung, von einer Vielzahl streunender Hunde, die in Lukla offenbar längst ihre eigene, unbehelligte Existenz führen.

Und schon auf dieser ersten Etappe offenbarte sich uns, in einer Art Vorschau, all das, was uns in den kommenden Wochen begleiten sollte: die schwerfälligen, doch majestätischen Yaks, die in gemessener Würde ihren Weg gingen; die in Stein gehauenen, ewigen religiösen Texte; die klappernden Gebetsmühlen, die vom Atem des Windes bewegt wurden; die unermüdlichen Träger, deren körperliche Leistung das Maß des Vorstellbaren sprengte; die Brücken, die sich waghalsig über rauschende Wasser spannten; und schließlich jene Straßenbaustellen einfachster, fast archaischer Art.

 

Nicht zuletzt aber Janak, unser Porter – ein kräftiger, unaufdringlicher Mann, dessen Beistand sich bereits am ersten Tag als von unschätzbarem Wert erwies.

An diesem ersten Lauftag legten wir 8 Kilometer in 2 Stunden und 50 Minuten zurück und erreichten gegen 15:30 Uhr Phakding, knapp vor dem einsetzenden Regen. Und doch blieb uns, noch im Trockenen, der Blick auf den sogenannten „psychedelischen Honig“ vergönnt – ein Kuriosum, das wir zwar sehen, aber, zu unserem Bedauern, nicht mehr erreichen konnten.

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